Gemeinnütziges Engagement

Ein Gespräch über die Gleichstellung der Geschlechter mit Mona Sinha

Erkenntnisse und Überlegungen aus zehn Jahren Gucci CHIME

Das Engagement einer kollektiven Gemeinschaft ist eines der zentralen Themen im Kampf für Gleichstellung. Wir hatten das Privileg, darüber mit Mona Sinha zu sprechen, einer international anerkannten Aktivistin für die Gleichstellung der Geschlechter, die derzeit zudem als Global Executive Director von Equality Now, einem wichtigen Partner des Hauses, tätig ist.

Welche konkreten, umsetzbaren Schritte gibt es, um das Ziel einer Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen?

Der erste Schritt ist ganz einfach: Wir müssen zuhören.
Wir alle reden so viel, dass wir vergessen, wirklich zuzuhören.
Und viel zu häufig sind es diejenigen, die am stärksten von Ungleichheit betroffen sind – Frauen, non-binäre Personen, behinderte Menschen sowie indigene und von Rassendiskriminierung betroffene Communitys – die am wenigsten gehört werden.

„Um die dringendsten Probleme dieser Welt zu lösen, müssen wir radikales Zuhören fördern.“

Wenn wir das Ziel für nachhaltige Entwicklung der UN erreichen und bis 2030 die Gleichstellung der Geschlechter für alle Frauen und Mädchen umsetzen wollen, müssen wir zuerst denjenigen zuhören, die tagtäglich von Geschlechterdiskriminierung betroffen sind.
Im zweiten Schritt müssen wir aus dem Gelernten Richtlinien und gesetzliche Rahmenbedingungen erarbeiten, die Gewalt und Ausbeutung verhindern und Praktiken beenden, die die Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit von Frauen und geschlechtsspezifischen Minderheiten einschränken.
Der dritte Schritt besteht darin, mit der globalen Frauenrechtsbewegung und Regierungen zusammenzuarbeiten, um diese Entwürfe im Gesetz zu verankern. Rechtliche Veränderungen sind immer ein grundlegender Baustein für anhaltende Veränderungen und halten sie für zukünftige Generationen fest.
Und im vierten Schritt müssen wir Regierungen bei der Durchsetzung dieser Gesetze zur Verantwortung ziehen: Sie müssen sich an die Verpflichtungen halten, die sie eingegangen sind, damit eine vollständige rechtliche Gleichstellung erreicht werden kann.

Mit Blick auf Gruppen und Einzelpersonen, wer hat Ihrer Meinung nach den größten Einfluss, um die nötigen Veränderungen für eine gerechtere Gesellschaft voranzutreiben?

Wir alle haben Einfluss darauf. Die Entscheidungsträger in den Regierungen haben die Macht, die rechtliche Gleichstellung für Frauen und Mädchen zu bewirken. Doch wir als Individuen haben die Macht, diese Gleichstellung zu verlangen und sie in unserem Alltag zu leben. Das ist eine bewusste Entscheidung, die wir jeden Tag aufs Neue treffen müssen.

Können Sie den Zusammenhang zwischen regionalen Bemühungen und der globalen Bewegung zur Gleichstellung der Geschlechter beschreiben? Wie können sich Organisatoren und Unterstützer aus aller Welt gegenseitig bestärken, miteinander vernetzen und solidarisch zeigen?

Equality Now und auch die globale Frauenrechtsbewegung bauen auf den Erfolgen von Aktivisten auf, die in ihren eigenen Communitys für Veränderung kämpfen. Unsere gesamte Arbeit wird von den Erlebnissen und Einblicken dieser Aktivisten beeinflusst, und so soll es auch weiterhin bleiben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es unerlässlich ist, verschiedene Organisationen aus aller Welt zusammenzubringen, um gemeinsame Herausforderungen zu überwinden.

„Indem wir Organisationen miteinander vernetzen und mit Geldgebern und der globalen Menschenrechtsbewegung zusammenbringen, schaffen wir starke Bündnisse, die die Welt verändern können.“

Was sind die größten Prioritäten auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter und welche Hindernisse müssen überwunden werden?

Die rechtliche Gleichstellung muss immer oberste Priorität haben. Sie ist die Grundlage für die Gleichstellung der Geschlechter. Ohne rechtliche Veränderungen ist jeder Fortschritt zur Gleichstellung zerbrechlich und oberflächlich. Wenn rechtliche Veränderungen wirksam und umfassend umgesetzt werden, können sie systemische Veränderungen über mehrere Generationen hinweg bewirken.

Wie hat die seit Langem bestehende Zusammenarbeit mit Gucci CHIME die Arbeit von Equality Now beeinflusst? Welche Erfolge haben Sie beobachtet und welche Bedeutung hat die Partnerschaft für die Organisation und die Frauen, die Sie weltweit unterstützen?

Gucci CHIME und Equality Now arbeiten bereits seit 2013 zusammen, um kritische Probleme, mit denen Frauen und Mädchen konfrontiert sind, anzusprechen.
Die Unterstützung von Gucci hat uns als Frauenrechtsaktivisten in einigen besonders schwierigen Bereichen neue Möglichkeiten eröffnet. Ein wegweisender Bericht zu sexualisierter Gewalt in Indien war etwa der Auslöser für eine Justizreform in der Region. Aktivisten und Rechtsanwälte haben sich zusammengeschlossen und den National Council For Women Leaders gegründet, um Veränderungen voranzutreiben. Wir hoffen, dass die Anzahl der Fälle sexualisierter Gewalt zurückgehen wird und Betroffene Gerechtigkeit erfahren.
Gemeinsam mit Gucci unterstützen wir zudem ein Netzwerk von Rechtsanwälten im Libanon, die an einem neuen Gesetzesvorschlag zum Verbot von Kinderehen arbeiten. Im Irak setzen sich unsere Partner für die finanziellen Rechte und das Sorgerecht von Frauen ein.
Indem wir Organisationen in der Region vernetzt haben, hat sich eine neue Frauenvereinigung namens „Hurra“ gebildet – ein Wort, das im Arabischen „freie Frau“ bedeutet.

Hier finden Sie das vollständige Video mit Untertiteln.

Hier gelangen Sie zum Gucci Equilibrium Impact Report 2022.

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