Die wichtige Arbeit der internationalen Organisation für gemeinschaftliche öffentliche Kunst in Bangladesch und Uganda
Am Weltflüchtlingstag 2022 werfen wir einen Blick auf die bedeutsame Arbeit von Artolution, einem wichtigen Partner von Gucci. Die 2009 von den Künstlern Max Frieder und Joel Bergner gegründete internationale Organisation befasst sich mit gemeinschaftlicher öffentlicher Kunst und hat sich zum Ziel gesetzt, durch kollaborative Kunstprojekte positive Veränderungen in Gemeinschaften zu bewirken, die von bewaffneten Konflikten, Traumata und sozialer Marginalisierung betroffen sind.
In diesem Jahr heben wir die Arbeit des Artolution-Teams im größten Flüchtlingslager der Welt in der Region Cox’s Bazar in Bangladesch und im Bidi Bidi Refugee Settlement in Uganda hervor. Mit unserer Partnerschaft unterstützen wir die Mission von Artolution, Künstlern, jungen Menschen und Gemeinden dabei zu helfen, zum sozialen Wandel beizutragen, kritische soziale Angelegenheiten zu erkunden und Gelegenheiten für einen konstruktiven Dialog zu schaffen.
„Ich war erstaunt zu erfahren, dass wir zusammen auf einer Leinwand malen würden. Als ich die Leinwand zum ersten Mal sah, konnte ich es gar nicht glauben. Ich hätte nie gedacht, dass die Rohingya-Jugendlichen so schön malen können. Ich habe Blumen auf meine Hände gemalt – das soll den herzlichen Empfang der Menschen hier in Ukhiya gegenüber den vertriebenen Rohingya darstellen.“
Artolution Bangladesch
Viele Rohingya sind traumatisierenden Zuständen in Myanmar entkommen und leben nun unter harten Bedingungen in einem überfüllten Flüchtlingslager. Die meisten Bewohner hier leben in beengten Unterkünften aus Bambus und Abdeckplanen, die bei notwendigen Tätigkeiten wie Kochen schnell in Brand geraten können – verheerende Brände wie der im März 2021 sorgen für nur noch mehr Traumata und Zerstörung.
Auch viele der Kunstlehrer sind von diesen Tragödien betroffen. Mit der Unterstützung von Gucci arbeiten sie zusammen, um mit Kreativität die Zustände in den Flüchtlingslagern zu verbessern. Mit den gemeinschaftlich gemalten Wandbildern erschaffen die Künstler lebensbejahende – und potenziell lebensrettende – Kunstwerke über Sicherheit, Corona, Hygienepraktiken, Neugeborenenfürsorge, die Gefahren von häuslicher Gewalt und weitere Gesundheitsthemen.
Die Wandbild-Projekte von Artolution beginnen mit gemeinsamen Workshops, bei denen die Teilnehmer, Künstler und Gemeinschaftsmitglieder voneinander lernen und ihre verschiedenen sozialen Hintergründe einbringen können. Dildar Begum, eine Kunstlehrerin von Artolution, berichtet: „Im Rakhaing-Staat hatten wir nicht die Möglichkeit, zur Schule zu gehen und es gab kaum Rechte für Frauen. Tatsächlich glauben viele in unserer Gemeinschaft, dass Mädchen keine Bildung brauchen und lieber als Hausfrau das Essen für den Mann zubereiten sollten. Als ich die Teilnehmer in einem Workshop fragte, ob sie in Zukunft in die Schule gehen wollen, hoben alle die Hand. Als ich jedoch fragte: ‚Glaubt ihr, eure Familien erlauben das?‘, sagten die meisten ‚Nein‘. Deshalb erschaffen wir diese Wandbilder, damit Menschen, die in dieser Gemeinschaft leben, im Vorbeigehen sehen und verstehen können, wie wichtig Bildung für uns alle ist.“
„Ich wünsche mir, dass Mädchen malen und zur Schule gehen können, damit wir in Zukunft viele gebildete Frauen haben, die die Gesellschaft verändern.“
Artolution Uganda
Künstler wie Flora Ayakaka, die seit 2019 mit Artolution in Uganda zusammenarbeitet, demonstrieren mit der Methodik der Organisation, wie Kunst isolierte Menschen und frühere Konfliktparteien zusammenbringen kann.
Flora ist ausgebildete Lehrerin, Designerin und Künstlerin. Sie wurde im Yumbe District in Uganda geboren. Als wir sie trafen, hatte sie zum ersten Mal mit Flüchtlingen aus dem Südsudan zu tun. „Am Anfang war es nicht so einfach, mit [der Flüchtlingsgemeinde] zusammenzuarbeiten, aber ich war motiviert, weil das Artolution-Team uns zusammenbringen konnte. Sie waren so leidenschaftlich und nett zu uns allen, das hat mir gezeigt, wie toll ein Projekt sein kann, wenn wir zusammenarbeiten.“
Flora betont einen wichtigen Aspekt der Arbeit, die die Partnerschaft von Gucci und Artolution in Orten wie Yumbe vorantreiben soll. 2017 erlebten die Menschen in Yumbe einen plötzlichen Zustrom von Familien aus dem Südsudan, die vor Gewalt flüchteten (fast 250.000 Flüchtlinge im Bidi Bidi Refugee Settlement). Plötzlich mussten sie Land und Ressourcen teilen, was beide Gruppen in eine schwierige Lage versetzte.
Regierungsbeamte und lokale gemeinnützige Organisationen arbeiten hart daran, langfristige Stabilität und ein friedliches Zusammenleben zu fördern. Die Programme von Artolution wie die von Gucci unterstützten Projekte bieten einen sicheren Rahmen für das Zusammentreffen verschiedener kultureller und sozialer Gruppen und Raum für konstruktiven Austausch und den Aufbau von Beziehungen. Die gemeinschaftlichen öffentlichen Kunstwerke sind ein Beweis dafür, was die Gemeinschaften erreichen können, wenn sie zusammenarbeiten.
In diesem Jahr besteht das Bidi-Bidi-Team aus Ugandern und Flüchtlingen aus dem Südsudan. Mit der Unterstützung des lokalen Gesundheitsamts in Yumbe besuchten sie verschiedene Gesundheitszentren außerhalb des Flüchtlingslagers und sammelten zentrale Anliegen der Gemeinschaft, die dann in dynamischen Wandbildern verarbeitet wurden, um wichtige Gesundheitsinformationen zu vermitteln und Geschichten über Inklusion von Mitgliedern der Gemeinschaft zu verbreiten.
Das unten abgebildete Wandbild zeigt wichtige Informationen zur Müttergesundheit wie etwa die Bedeutung richtiger Ernährung in der Schwangerschaft, die Wichtigkeit von Geburtsvorbereitung und Stillen und der Unterstützung der Gemeinschaft beim Großziehen von Kindern. Das Gesundheitspersonal im Apo Health Center 3, wo das Projekt stattfand, lernte mit dem Wandbild eine neue Kommunikationsart mit der Gemeinschaft kennen.
„Ich habe zum allerersten Mal etwas gemalt“, so Kevin Aliru, eine 40-jährige Krankenschwester aus dem Yumbe District. Viele in dieser Gemeinschaft, selbst der Vorsitzende des Gemeinderats von Apo Village, hielten zum ersten Mal einen Pinsel in der Hand.
Oft kommen große Flüchtlingsströme in Gemeinschaften an, die selbst einen großen Bedarf an lebenswichtigen Gütern und kreativen Ausdrucksmöglichkeiten haben. Im Verlauf des Projekts entwickelte sich eine starke Bindung zwischen den Künstlern und den Mitwirkenden.
Fazit
Laut dem UNHCR waren „mindestens 82,4 Millionen Menschen auf der ganzen Welt gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen. 26,4 % davon sind Kinder unter 18 Jahren.“ Das sind mehr Menschen als jemals zuvor in der Geschichte.
Situationen wie beispielsweise Konflikte, Gewalt, Vertreibung oder Geschlechterungleichheit können langfristige Auswirkungen haben und Kinder und Jugendliche am erfolgreichen Übergang in das Erwachsenenalter hindern. Lokale Künstler haben das Potenzial, die Leidenschaft und die Fähigkeiten, lebensverändernden Einfluss auf betroffene Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus diesen Gemeinschaften zu nehmen, die normalerweise weder über die Ressourcen noch die Infrastruktur verfügen, um selbst solche Programme ins Leben zu rufen.
Mit den innovativen Gemeinschaftsprojekten von Artolution unterstützt Gucci weiterhin lokale Kunstlehrer, die sich für die Bedeutung von Inklusion, Gesundheit und Widerstandsfähigkeit engagieren und die wichtige Rolle von Kunstprojekten beim Versuch von betroffenen Gemeinschaften, ihre Handlungsfähigkeit und Gestaltungskraft wiederzuerlangen, betonen.